Ilse Bindseil

Aus allen Wolken

Roman meiner Kindheit

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Zwischenspiel: Religion und Hexerei (I)

  1. 1 Mein Vater
  2. 2 Mein Vater, Fortsetzung
  3. 3 Meine Freundin
  4. 4 Mein Vater, Ende
  5. 5 Vorboten der Abnabelung
  6. 6 Fortsetzung der Vorboten
  7. 7 Vorboten, Schluß
  8. 8 Ich bekomme eine neue Geschichte
  9. 9 Fortsetzung
  10. 10 Ich bekomme eine Identität

Zwischenspiel: Religion und Hexerei (I)

1 Mein Vater

Sagte ich bereits, daß mein Vater nicht katholisch war? Es blieb undeutlich, ob er wegen seiner beruflichen Beziehungen oder wegen der zufälligen Übereinstimmung seiner Konfession mit der der Mehrheitsbevölkerung zu allerlei Ereignissen geladen wurde, an denen wir als Familie nie teilgenommen hätten. In konfessioneller Hinsicht trug mein Vater die gewöhnliche protestantische Gleichgültigkeit zur Schau, die meiner Ansicht nach den Grund dafür abgab, warum in Mischehen die Kinder katholisch erzogen wurden. Zwar wußte ich, daß die katholische Kirche apodiktisch darauf bestand, aber nur wer Bedingungen stellte, war engagiert, vertrat ein Anliegen, hatte etwas zu verteidigen. Mein Vater liebte meine Mutter, und man konnte dem Himmel danken, daß er konfessionell nicht ebenfalls »gebunden« war. Aber es fiel doch ein Schatten auf ihn. Er war ein Mensch ohne feste Überzeugungen, und auch was die geradezu schwärmerische Verehrung seiner Frau anging, konnte es kaum anders sein, als daß auch sie ein Ausdruck von Schwäche war, dazu bestimmt, eine ihm eigene Leere zu füllen.

Wie hätte er zum Beispiel seine Kinder erziehen können, wenn seine Frau, die nicht gerade dem Typus des aufgeklärten Subjekts entsprach, ihm nicht wenigstens mit der Macht ihrer felsenfesten Überzeugungen zur Seite gesprungen wäre. So traten wir doch aus dem Schatten purer Überlegungen heraus und existierten! Verpflichtet fühlte ich mich denn auch ganz klar meiner mütterlichen Familie, während gegenüber meinem Vater sogar Mitleid ins Spiel kam und erst darüber vermittelt Dankbarkeit, weil er sich entschlossen hatte, uns seinen eigenen Mangel zu ersparen, auch seine Leere nicht mit uns zu teilen. Das war heroisch, von der persönlichen Situation her betrachtet, der Einsamkeit, in der mein Vater als Protestant, dazu einziger Protestant in einer katholischen Familie lebte. Es war absolut heroisch, auch wenn es von den formalen Kirchenbestimmungen her, die dem katholischen Engagement, der protestantischen Gleichgültigkeit Rechnung trugen, nichts weiter als folgerichtig, zwangsläufig und logisch war.

Es verwunderte mich deshalb zutiefst, wenn mein Vater gelegentlich eine religiöse Bemerkung machte, nicht wie über die Calvinisten, die waren für ihn eine andere Spezies, ein Gegenstand der historischen Betrachtung, sondern über seine eigene Konfession. So selten, wie sie waren, kamen diese Bemerkungen aus tiefstem Herzensgrund, schwappten eruptiv nach oben. Bei der Gleichgültigkeit, die mein Vater an den Tag legte, wußte man nicht, was sie ausgelöst hatte. Entsprechend gaben sie sich tiefsinnig, sozusagen als gehaltvolle Kost. Mir waren sie zuwider, ließen sie doch ahnen, daß auch mein Vater, bevor er sich uns zuliebe in ein Nichts verwandelte, eine Seele gehabt hatte, ein ängstliches Gefühl, ganz anders als meine Mutter, die keinen besonderen religiösen Eifer herauskehrte, das aber auch nicht nötig hatte. Wenn man mit sich im reinen war, reichte Erziehung.

Aus taktischen Gründen, so kam es mir vor, kleidete mein Vater seine Bemerkungen in die Form der Kritik, ja gab ihnen die Farbe des Hasses. Wir Kinder sollten nicht glauben, daß er etwas bedauerte oder gar regelrecht vermißte; wo er doch uns hatte und seine über alle Religion und Erziehung geliebte Frau!

Er will mir zeigen, dachte ich, daß er mit dem Protestantismus auch dann gebrochen hätte, wenn die Liebe ihn nicht dazu genötigt hätte.

Haß schien mir freilich fehl am Platz. Das war entschieden mehr, als meine Mutter in religiöser Hinsicht jemals aufgebracht hätte. Zwar sprach sie mit der gesunden Abneigung und unverhohlenen Ablehnung eines jungen Menschen über die Schulschwestern, die das Internat geleitet hatten, auf dem sie die letzten Jahre bis zum Abitur verbracht hatte. »Ursulinen«, das war für sie wie ein Schimpfwort. »Ich habe sie gehaßt«, sagte sie stolz, so als wenn sie damit das ihre geleistet hätte. Da Ursulinen in ihrem späteren Leben nicht mehr vorgekommen waren, sah sie keinen Grund, sich als Erwachsene mit ihnen auseinanderzusetzen und auf diesem Wege zu einer reiferen Einstellung gegenüber der Kirche zu gelangen. Aus ihr sprach immer noch das junge Mädchen, das in seinem heißen Heimweh auf die Eiseskälte der Schulschwestern gestoßen war.

Wenn mein Vater, nachdem er in religiöser Hinsicht jahrelang geschwiegen hatte, eine Bemerkung fallen ließ, so hatte sie das Gewicht eines Bekenntnisses, mochte sie auch noch so beiläufig gemeint sein und am denkbar oberflächlichsten Punkt anknüpfen. Von heiligem Ernst konnte dennoch nicht die Rede sein.

Er will mir zeigen, daß kein Abgrund zwischen uns ist, dachte ich und hatte erst recht den Eindruck eines Abgrunds. Soviel Initiative von seiner Seite war unheimlich. Vater war ein Sein, ein Tun zwar, das konnte niemand bestreiten, aber kein Wollen. So kam es ja auch nicht vor, daß er, während wir in der einen Kirche waren, in die andere ging, sich vielmehr, wie man vom Kind sagt, still mit sich beschäftigte, auf und ab schritt und grübelte. Dabei hätte es seiner Praxis nicht geschadet, wenn er sonntags den Gottesdienst besuchte, aber wer weiß. Die meisten Protestanten gingen auch nicht. Und die Frauen brauchten im Zweifelsfall einen gestandenen Geburtshelfer, keinen Frömmler. Vielleicht wären sie vor jemandem zurückgeschreckt, der jenseits eines zarten Verständnisses für sie ein ebenso zartes Verständnis für sich offenbarte. Dazu sie, in ihrer heiklen Lage!

Er will mir zeigen, daß er im Grunde auf der katholischen Seite steht, dachte ich und hoffte inständig, daß es beim Hinweis blieb. Das wäre nämlich das Schlimmste gewesen, der tödliche Schlag fürs Selbstgefühl: wenn der Vater übergetreten und das Nein damit aus unserer Familie verschwunden wäre. Ein zugegebenermaßen eher leisetreterisches Nein. Aber ein Nein.

2 Mein Vater, Fortsetzung

Wenn mein Vater etwas wirklich Böses über den Protestantismus äußerte, glaubte ich übrigens einen falschen Zungenschlag festzustellen. Er war kaum bemerklich, und vielleicht täuschte ich mich. Aber ich bildete mir ein, einen Anklang von Stolz herauszuhören, sei’s auf die Blasphemie, die er sich erlaubte, sei’s auf eine Kennerschaft, die im übrigen von keinem Buch in unserem Regal, keiner zusammenhängenden Erörterung bestätigt wurde. Er erinnerte mich an einen V-Mann, der aus dem unverfälschten Herzen der feindlichen Organisation spricht, wobei alles merkwürdig erfunden klingt, so als tischte er einen Haufen Lügen auf und wollte noch dafür bezahlt werden. Ich fand seinen Bekennermut unecht und ihn jedenfalls nicht erwachsener als meine Mutter, wenn sie sich über die Ursulinen ereiferte, daß man glauben konnte, sie wäre ihnen soeben erst mit knapper Not entkommen. Seltsam, bei meinen Eltern hatte die Religion einen kindischen Einschlag, während sie mir mit einem Sprung ins Erwachsenenleben drohte, kämpfte ich doch nicht bloß mit religiösen Zweifeln, sondern gewissermaßen gegen meine Berufung und mußte das mit mir auch noch allein ausmachen; vielleicht war es ja diese Einsamkeit, die mir einen Vorgeschmack auf die Zukunft gab.

Wenn es um einen Eingriff in die Familie ging, kannten meine Eltern keinen Spaß. Sollte es wirklich soweit kommen, daß ich mich einer Berufung nicht entziehen konnte, würde ich den Kampf durchstehen müssen, und es würde einen Kampf geben, da konnte meine Mutter noch so »gut katholisch« sein, mein Vater noch so liberal. Ich würde Vorwürfe einstecken müssen, als jagte ich meinem Vergnügen nach, und müßte verteidigen, wovor ich mich fürchtete. Schon jetzt ließen sie mich allein mit dem latenten Grauen, das ich bereits vor einer eventuellen Entscheidung empfand, die ja keine war, nur eben ein echter oder eingebildeter Ruf. Sie würden so tun, als wäre es mein Wille und nur sie wären dagegen. Ich müßte daraufhin nur um so mehr wollen; als wenn ich nicht ein Teil der Familie und dieser sogenannte Wunsch daher auch für mich abstoßend fremd gewesen wäre. Seltsam, daß sie das nicht begreifen würden, wo sie mich doch erzogen hatten, mein Gott der Gott meiner Mutter war und mein Vater die Kunst, sich unsichtbar zu machen, vorlebte. Das war doch auch nicht alles freiwillig, weder die Zurückhaltung meines Vaters noch die Gläubigkeit meiner Mutter, die aller Lippenbekenntnisse zum Trotz in Gott so etwas wie einen höchsten Ursuliner sah und froh war, wenn sie ihre religiösen Pflichten erfüllt hatte und sie sich guten Gewissens wieder ihrem Alltag widmen konnte, das heißt ihrem Mann. Warum um Himmels willen sollte bei mir alles freiwillig sein! Es würde ein Heidentheater geben, wenn zum ersten Mal in dieser Familie jemand etwas wirklich ernst meinte. Dabei hatten meine Eltern mit ihrer sogenannten Mischehe der engen Welt, aus der sie kamen, weiß Gott die Zähne gezeigt. Aber das war ja Liebe gewesen und der Skandal vergleichsweise konventionell, während es sich in meinem Fall um eine pubertäre Verirrung handelte, eine typische Jugendneurose oder, wie meine Großmutter es nennen würde, um Geltungssucht und Wichtigtuerei. Schließlich gab es keinen Grund, ins Kloster zu gehen. Meine Eltern waren drauf und dran, wohlhabend zu werden, und konnten mir eine ausgezeichnete Bildung ermöglichen. Es fehlte an nichts, also mußte es sich um Einbildung handeln. Die war in den Augen meiner Eltern eine Störung, in denen meiner Großmutter Anmaßung, Anmaßung klassischer Beweis für einen Erziehungsfehler – man hatte versäumt, mir etwas auszutreiben –, dem wiederum eine Einbildung oder Anmaßung zugrunde lag: es könnte etwas Besonderes damit auf sich haben, irgendein an den Haaren herbeigezogenes, künstliches Talent. Meine Mutter würde sich fragen, was sie falsch gemacht hatte. Andere Familien erzogen ihre Kinder auch im Geist der Religion, und sie kamen trotzdem nicht auf dumme Gedanken. Offenbar war es eine Kunst, ein Kind zur Frömmigkeit, aber nicht zur Überspanntheit zu erziehen; ein Ziel, das sie mit dem Gymnasialpfarrer teilte, aber nicht aus Überzeugung – ihn, der seinen Glauben mit seinem Intellekt in Übereinstimmung zu bringen suchte, fand sie übrigens auch überspannt –, sondern aus Instinkt. Da sie selbst vor allem mit Ohrfeigen erzogen worden war – nicht eben häufigen, aber eindeutigen Signalen –, hatte sie die Kunst der Erziehung nicht gelernt, schlimmer noch, es hatte sie auch keiner vor dieser Kunst gewarnt. Da sie selbst alle Schwärmereien überwunden hatte – sie hatte religiöse und kommunistische Leidenschaften gekannt, Dostojewski gelesen und ebenfalls mit dem Kloster geliebäugelt –, sah sie keinen Grund, warum ich das nicht schaffen sollte, zumal ich da fortfahren konnte, wo sie aufgehört hatte, nicht nur die rechte Hand meines Mannes werden, sondern irgend etwas, was keine Handreichungen vorsah und zum Beispiel mit Rechtsprechung zu tun hatte, Richterin oder Anwältin, wo die eigene Meinung gefragt war oder vielmehr diese so blendend geäußert wurde, daß sie zum Spruch wurde. Falls sich aber, wie ihr ebenfalls bekannt war, doch alles wiederholte, glaubte sie sich ihren Eltern zumindest durch ihr Verständnis im Vorteil. Anders als ihre eigene Mutter, die von blinder Diesseitigkeit war, ohne tiefere Bildung und einen anderen als gewohnheitsmäßigen Umgang mit der Religion, würde sie sich durch die Anwandlungen ihrer Kinder nicht ins Bockshorn jagen lassen. Sie würde sich durch die jugendlichen Ungezogenheiten nicht täuschen lassen, sondern die inneren Kämpfe erahnen. Sie würde sich in Geduld üben, und auch die bewußten Ohrfeigen würden nicht zur Anwendung kommen. Ob ihr aber schwante daß eine noch höhere Kunst existierte, von der sie zwar keine Ahnung hatte, die sie aber im Ernstfall gebraucht hätte, ein äußerstes Heilmittel – Ohrfeigen inklusive – gegen den als höllische Fremdbestimmung auftretenden festen Entschluß?

3 Meine Freundin

Ich mochte es gar nicht, wenn sie mit meinen Problemen vertraut tat. Ich erzählte ihr nichts – unfreiwillige Geständnisse ausgenommen, nächtlich herausgepreßt durch Angst und von ihr im Nu vergessen. Wie konnte sie behaupten, sie hätte »diese Phase« auch erlebt, sie, die die harmonischste, dumpfeste Kindheit im Schoß einer katholischen Familie, eines katholischen Städtchens verbracht und erst im konfliktfähigen Alter von, was weiß ich, fünfundzwanzig oder achtundzwanzig einen evangelischen Ehemann gewählt hatte, während ich in eine Mischehe hineingeboren wurde, deren Problematik in ihrer Konstruktion bestand und deren Probleme unter dem Teppich – in der häuslichen Aufteilung im Schlafzimmer – residierten, und in einer Umgebung aufwuchs, in der meine Eltern allein schon deshalb scheel angesehen wurden, weil sie zugezogen waren. Wenn das nicht eine von Grund auf andere Konstellation ergab!

Wobei ich es mir verbat, die Entscheidungen, mit denen ich mich herumschlagen mußte, auf Probleme und die letzteren gar auf mein Umfeld zu reduzieren. Das war eine fiese Taktik. Zu ihr griffen die Verwandten: »Hast du nicht alles, was du brauchst?« Die Mutter meiner Freundin fand durchaus, daß mir etwas fehlte, behielt aber für sich, was. Sie wollte sich nicht der Einmischung, gar der üblen Nachrede zeihen lassen. Ich meinerseits hütete mich, zu Hause von ihren Anspielungen zu erzählen, die auf die flüchtlingstypische Großfamilie, die überbeanspruchte Mutter zielten, war ohnehin doch keine Freundin gut genug und es daher nicht nötig, dem Vorbehalt Munition zu liefern.

Meine Freundin war protestantisch, so wie jemand blond oder braunhaarig war. Darin glich sie ihrer Mutter, die es unangemessen gefunden hätte, wenn sie als Frau sich in Religionsdingen profiliert hätte. Das war unweiblich, um nicht zu sagen unerotisch; sie zog der Kirche die Sauna vor. Was das Weibliche anging, konnte ich ihr nur zustimmen, auch wenn ihr mein Gesichtspunkt mehr als fremd war. Die Evangelischen hatten ja nicht einmal einen anständigen Orden, lediglich mehr oder weniger verkniffene Diakonieschwestern, die die Herrschaft über unschuldige Krankenhäuser an sich gerissen hatten; wie meine Mutter sagte, verschwanden sie immer dann zum Beten, wenn der Patient sie nötigsten brauchte, zum Beispiel wenn er erbrach. Was das Verschwinden der Diakonissen anging, mochte meine Mutter recht haben, aber gewiß beteten sie nicht. Protestanten versammelten sich, aber nicht um zu beten. Sie traten aus unerfindlichem und jedenfalls höchst prosaischem Grund zusammen, etwa um ihre Strategien zu besprechen oder, wie ich glaubte, um sich zu überzeugen, daß sie da waren; denn beim Beten konnten sie es ja nicht merken. Ich kannte mich auf Grund meiner Freundschaften bei den Protestanten am besten aus und hatte nie einen beten sehen.

Im Gegensatz zu meinem eigenen war der Vater meiner Freundin fromm, was immer das heißen mochte, konnte er sich doch über Fronleichnam oder die Marienverehrung nicht spöttisch genug äußern. Ein unauffälliger, wenn auch schöner Mann, verbreitete er den Eindruck der Tugendhaftigkeit, wenn ich auch den Bezug zur Religion nicht erkennen konnte. Seine Töchter hielten den jahrelangen Konfirmationsunterricht für so selbstverständlich wie die Menstruation und die Einsegnung im dunklen Kleid für ein großes Ereignis. Sie sangen im Kirchenchor mit und waren, wie ich bereits andeutete, in einer erstaunlichen Weise an Jungen interessiert, wovon der Vater freilich nichts zu merken schien. So empfindsam er sich gab, für das, was hinter seinem Rücken geschah, schien er sich herzlich wenig zu interessieren. Überhaupt hatte er keine Ahnung, daß in dieser Familie bloß äußerlich fügsamer Frauen ein einziger sich zu einer religiösen Vorstellung aufschwang, und das war er. Oder aber – auch dies typisch protestantisch – es war ihm egal beziehungsweise der Schein als solcher ausreichend und wichtig; eine Vorstellung, über deren Paradoxie ich fruchtlos grübelte. So sehr war ich an den kategorischen Imperativ »mehr sein als scheinen« gewöhnt, daß mir die ruhige Aura des Vaters meiner Freundin als Eulenspiegelei erschien und ich nach einem lustigen Augenzwinkern Ausschau hielt, mit dem er mir recht geben würde, daß das alles nicht so gemeint war. Aber er zwinkerte nicht, drehte sich vielmehr mit sanftem Schwung auf dem Klavierhocker zum Instrument und schlug ein paar Töne an, die seine Jüngste, die Nachgeborene, treffsicher wiederholte. Dann lächelte er. Siehst du, schien er mir sagen zu wollen, auch sie ist eine Gerechte. Ich konnte nicht eine einzige Note nachsingen, mit meiner Gerechtigkeit war es also nicht weit her, oder aber an dem ganzen System war etwas faul.

Im Grunde verdankte seine Familie ihm die offenkundige Zugehörigkeit zur protestantischen Gemeinde, so wie eine stockbürgerliche Frau ihrem Gatten das Adelsprädikat verdanken konnte. Er selbst verdankte seinen Glauben der kirchenmusikalischen Ausbildung bei einem, wie er gelegentlich erwähnte, tief religiösen Lehrer, was immer das bei einem Protestanten heißen mochte. Mit dem Pietismus konnte ich nichts anfangen, da er in meiner Auffassung vom Protestantismus keine Lücke fand. Er mochte anderen zur Orientierung verhelfen, für mich, die ich von der Auflösung der Religion im Protestantismus überzeugt war und mir unter ihrer Zuspitzung nichts vorstellen konnte, war er ein reines Schmuckwort und von außerordentlichem Tiefsinn wie alle Schmuckwörter. Aber ich wußte, wäre der Vater meiner Freundin ein Genie gewesen, er hätte gewiß keine Religion gebraucht, und wäre er, oder sein Lehrer, tief religiös gewesen, sie wären ohne Musik ausgekommen, nicht in dem Sinn, daß sie keine hätten machen dürfen, nein, sondern daß das eine sich des andern nicht bedient hätte. Angewandter Glaube oder angewandte Musik, es kam auf dasselbe heraus: dem Protestantismus mangelte es am Jenseits.

Vielleicht machte der Vater meiner Freundin ja mit dem Glaubenssatz ernst, sogar gegenüber seiner Familie, wonach jeder seine Sache mit Gott allein auszumachen hatte. Diese Haltung war von Gleichgültigkeit schwer zu unterscheiden. Er hatte wie gesagt einen Hang zur Innerlichkeit, der seine lebenslustige Frau kränken konnte. Ohnehin war noch gar nicht klar, wo im protestantischen Himmel das weibliche Geschlecht seinen Platz finden würde. Auf Erden aber ging es in der Familie harmonischer zu als in meiner; nicht weil bei mir zu Hause mit den Türen geknallt worden wäre, o nein, sondern weil es bei ihnen keine Geheimnisse gab, auf die ununterbrochen verwiesen werden mußte, keine Hierarchie, die über das Sanktionsrecht von Eltern, das Recht auf Ohrfeigen, hinausging, keine erregtes Geflüster im Schlafzimmer, das nicht auf Sex deutete, sondern auf Uneinigkeit und Kämpfe.

Von der konfessionellen Zugehörigkeit abgesehen, konnte kein größerer Unterschied gedacht werden als der zwischen dem Vater meiner Freundin und meinem eigenen. Man hätte ihnen nicht mehr Unrecht tun können, als sie gemeinschaftlich als Protestanten zu behandeln. Der erstere war es auf die klassische Weise, bei der Beruf und Bekenntnis, Irdisches und Himmlisches zu einer Einheit verbacken waren, vor der ich kapitulieren mußte. Ich wußte nicht, was mit dieser Einheit gemeint war. War sie pure Heuchelei? Diente, wie ich vermutete, das eine dem anderen als Schein? Oder war sie, nicht auszudenken, das Sein? Dann hätte der Himmel einstürzen und die Muttergottes ihr blaues Gewand vors Gesicht ziehen müssen. Dagegen hatte mein Vater – übrigens nicht im landläufigen Sinn schön, was mich kränkte, aber ein Liebling der Frauen – durch seinen heroischen Verzicht auf die Religion seiner Kinderjahre ein transzendentes Prinzip in sein Leben gebracht, das neben unserem katholischen Glauben bestehen konnte. Er hatte den Pfad der Selbstverleugnung beschritten, der Vater meiner Freundin den der Selbstgerechtigkeit; ein, wie mir mein Vater in einem seiner seltenen polemischen Anwandlungen versicherte, original evangelisches Prinzip. Ohne jeden äußerlichen Bezug zur Religion, war mein Vater doch fraglos ein tiefreligiöser Mensch. Er leuchtete von innen. Er hatte es nicht nötig, was immer es sei, Beruf und Berufung, Gatten- und Gottesliebe usw. zu verbinden. Er wurde nie bei einer frommen Handlung beobachtet, gerade mal, daß er den Zylinder abnahm, wenn der Sarg mit dem Verstorbenen an ihm vorbeigetragen wurde. Aber was er tat, war so restlos durchdacht, daß es davon durchsichtig geworden war, im buchstäblichen Sinn durchgeistigt. Jeder wußte, daß er in seiner Arbeit aufging, in dem Sinn, daß er sie und sie ihn durchdrang; keine Rede davon, daß er dabei um sein kostbares Ich fürchten mußte. Man hörte auf seinen sachlichen Rat. Bedenkenlos vertraute man ihm die Lebensgeschichte an, verwechselte er sie doch nie mit der eigenen. Was die betraf, war er eher stumm, um nicht zu sagen hilflos. Er verfügte nicht über sie, sie aber immer noch über ihn; man sah es, wie es ihn eintrübte.

Ich war sicher, wenn ich ins Kloster gehen würde, dann seinetwegen und nicht wegen meiner Mutter, die in aller Unschuld behauptete, daß sie ebenfalls beinahe ins Kloster gegangen wäre. Wenn ich gerufen wurde, dann vom lieben Gott, nennen wir ihn den Gott meiner Mutter; Vaters Gott rief nicht. Wenn ich dem Ruf aber folgte, dann in der Art meines Vaters, unbesorgt um mein kümmerliches Ich. Ich würde fortsetzen, was mein Vater mir vorlebte. Mein Entschluß hätte nichts mehr mit dem katholischen Kleingeist meiner Mutter zu tun, die darauf bedacht war, nicht zu spät zur Kirche zu kommen, aber sich unbehaglich fühlte, wenn sie sah, daß ich zur Marienandacht ging, und noch dazu freiwillig; Schwärmerei, das war für sie wie Grippe. Meiner eigenen Einschätzung nach schwärmte ich kein bißchen, ich war nur konsequent. Wenn ich mehr als bloß »gut katholisch« sein wollte, dann mußte ich aus dem Freiwilligen eine Pflicht machen, aus der Andacht den Gottesdienst. Meine Mutter konnte das alles nicht begreifen, dabei hatte sie in ihrer Jugend auch für den Kaplan geschwärmt. Sie wurde lustig, wenn sie daran dachte, und es war ja auch »nichts dabei«. Aber sie sah es nicht gern, daß ich zum Rosenkranz ging, konnte es mir aber schlecht verbieten. Ihre Unzufriedenheit war für mich ein Beweis mehr dafür, daß sie der schlesischen Kleinstadt, aus der sie kam, nicht entwachsen war, sich von der Mutter nicht gelöst hatte; daß ihr, obwohl sie einen Mann hatte, das Geistige fremd geblieben war. Der Glaube war für sie etwas Gesellschaftliches und das Gesellschaftliche etwas, dem man kindlichen Gehorsam schuldete so wie dem lieben Gott. Sie machte sich nicht klar, daß meine Schwärmerei in jedem Moment in die heiligste Berufung umschlagen konnte; so kam es mir jedenfalls vor, jeden Moment war ich darauf gefaßt, daß ich der Welt ade sagen mußte, und dann gute Nacht, du schöne Welt, Vater, Mutter, Freunde, ade. Mit dem ganzen Hochmut meines neugewonnenen Existentialismus begegnete ich ihren Bedenken. Ich war Vaters Tochter im Geist, sie bloß meine biologische Mutter. Ungerührt sah ich zu, wie sie zappelte, und vergaß darüber, daß sie mit dem Kaplan ins Schwarze getroffen hatte; nur durfte sie es sich selbst gegenüber nicht zugeben. Sie konnte gar nicht sagen, warum sie etwas gegen diese gutkatholische Andacht hatte; vielleicht, weil es bereits dunkelte, wenn ich den Heimweg antrat. Der Marienmonat Mai schien ihr harmloser als der Oktober. Ich liebte sie beide.

4 Mein Vater, Ende

Manchmal, wenn mein Vater in Selbstzerfleischungsstimmung war – wobei Stimmung das falsche Wort ist: in seinem Gesicht knirschte und knirschte es –, dann sagte er so etwas wie: »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich Protestanten sein können.« In dem Zusammenhang erwähnte er auch die Pietisten. Oder er sagte fast schon verschwörerisch und entsprechend weniger bitter: »Wenn Protestanten richtig fromm sind, dann sind sie schlimmer als die Katholiken.« Oder kalauernd: »Es gibt Leute, die sagen, daß nur Protestantismus schlimmer ist als Katholizismus.« Und vertraulich: »Da ist etwas Wahres dran.«

Spürte er, daß ich unter meiner Religion litt? Wollte er mich auf seine grüblerische Art trösten? Mich nicht im Regen stehen lassen, wenn die Katholiken ihren Gott aus der Kirche holten, ihn in Prozessionen um die Häuser schleppten, an blumengeschmückten Freiluftaltären scheinpolitische Fahnen senkten? Versuchte er mit der Tatsache fertig zu werden, daß in seiner Familie mittelalterlicher Ungeist herrschte, oder brach es bloß aus ihm heraus wie aus meiner Mutter die Erinnerung an Dostojewski, Kommunismus und den Kaplan?

Ich hatte den Eindruck, daß er mir etwas mitteilen wollte, und zitterte vor Aufregung. Mein sich stets verleugnender Vater äußerte sich! Er, der sich in die religiöse Erziehung seiner Kinder nicht einmischen durfte, hub an zu predigen! Da er nicht über meine Religion reden durfte, redete er über seine. Ich verstand ihn nicht. Meine taktlose Mutter, die alles aufs Triviale, das heißt auf sich als junges Mädchen herunterbrachte, war dagegen immer dicht dran. Aber wenn mein Vater mir, aller Schwierigkeiten und Verbote ungeachtet, etwas sagen wollte, dann mußte es erstens enorm dringend sein, zweitens in seinem wesentlichen Gehalt, der Anwendung, meinem eigenen Begreifen überlassen bleiben. Ich zitterte vor intellektueller Anstrengung und begriff dennoch nichts. Seine Botschaft war ausgesprochen speziell, oder sie hatte etwas Allgemeines, was ich nicht verstand. Mein Vater war klassisch erzogen, und vieles ergab sich aus der Rhetorik, der Rest war Ressentiment. Nur ich bestand auf tieferer Bedeutung und persönlichem Gewinn.

Ich fand ihn unerhört klug. Er gab mir Orientierung, weil er die Dinge durchdrungen hatte. Intuitiv und ohne sich in meine religiöse Erziehung einzumischen, wies er mir den Weg. Wenn ich die Sache mit der Berufung überstand, würde ich meinen Kinderglauben ablegen und Religion auf erwachsene Art betreiben, als das transzendente Prinzip der Dinge, Geist. Um mir das vorauszusagen, mußte man freilich nicht Prophet sein. Als Katholik würde ich nicht Protestant werden können, auch wenn man die Konfessionen in gewisser Hinsicht als komplementär betrachten konnte; warum sollte man sich also nicht durch sie vervollständigen. Auf religiöser und moralischer Ebene waren sie freilich gleich, das heißt, man mußte sich zwischen ihnen entscheiden. Auf historischer war gar das eine die Aufhebung des andern. In der profanen Geschichte hob das Spätere das Frühere auf, obwohl ich nicht verstand, wie man zum Beispiel das Heilige Römische Reich deutscher Nation hatte aufheben können. In der Religion war es umgekehrt. Was beim Katholizismus ein zugegebenermaßen manchmal seltsamer Fortschritt war, an dessen Ende ich stand – wodurch er über jeden Zweifel erhaben war –, das war im Fall des Protestantismus eine Abirrung, ein unnötiges Bekenntnis zu Überflüssigem, zu an sich Flüchtigem, zur Kontingenz; hier hätte ich zum ersten Mal das Rätselwort gebrauchen können.

Das war nun Gedankenstoff, und ich konnte immerzu darüber nachdenken. Etwas Künftiges nicht zustande zu bringen oder sagen wir an der Zukunft nicht teilzunehmen, lag zum Beispiel noch innerhalb der Konstruktion, gehörte zu den Möglichkeiten, damit umzugehen; so kamen die Juden zustande. Wer den Schritt ins Christentum nicht mitmachte, war Jude, seine Bibel das alte Testament. Alt war vergangen. Es konnte einem nichts mehr passieren. Immer war man da. Etwas Bestehendes leugnen war dagegen der Schritt über den Rand, ins Nichts. Schwer, dachte ich, damit fertig zu werden, nicht nur moralisch oder theoretisch, sondern vor allem praktisch. Es konnte einem ja keiner sagen, wofür man in den Gottesdienst ging oder eben nicht. Da war niemand, der einen in Empfang genommen und begrüßt oder, wichtiger noch, der zurückgeblieben wäre, wenn man ging; nicht das kleinste Licht leuchtete in der Abwesenheit. Ich sah das seltsam Durchscheinende im Gesicht meines Vaters und wußte, das kam vom Grübeln. Offenbar konnte man nicht in Frieden Protestant sein. Auf dem Grat zur Nichtexistenz zu balancieren strengte kolossal an, es grub Schrunden ins Gesicht. Viel einfacher gesagt, die eigene Kirche zu sehen und nicht betreten zu können nagte an der Substanz, man wurde wie mein Vater leer.

Da ich also nicht Protestant werden konnte, mußte ich auf direktestem Weg Philosoph werden. Hier galt es andere Gefahren zu bestehen, auch sie von religiösem Kaliber. Ich mußte mich vor der Sünde des Geistes hüten, wenn auch nicht allzusehr; denn Hochmut war protestantisch. Nicht einmal mein Vater war hochmütig in seiner Selbstverleugnung, übrigens auch ohne einen Hauch von Lächerlichkeit; die drohte merkwürdigerweise, sobald er sich über seine Religion äußerte. Auch Selbstgerechtigkeit war nicht meine Falle, Peinlichkeit, das urkatholische Übel – das auch ein Laster sein konnte, weiß Gott –, schon eher. Einerseits hatte ich die Chance, ein guter Philosoph zu werden, da die gleichsam natürliche Herkunft der Philosophie aus dem Protestantismus für mich nicht galt. Andererseits, falls nämlich die Philosophie genau wie jener eine Abirrung war… Hier verirrte ich mich regelmäßig. Es war ja nicht auszudenken, aber in dem Fall hätte ich lieber nicht sein wollen, war aber entschlossen, das Vertrauen, das mein Vater in mich setzte, nicht zu enttäuschen und ein hervorragender Philosoph zu werden; sobald es denn faktisch wurde, eine hervorragende Philosophin.

Vorerst verstummte ich so gründlich, daß mir selbst die innere Beziehung zum Reden abhanden kam. Mein Mund war verschlossen. Ich lernte, von mir in der dritten Person zu denken. Den einen galt ich als schüchtern, den andern als tiefsinnig. In den Augen meiner Großmutter war ich schlecht erzogen, mürrisch, bockig, schlecht gelaunt. Ein Vetter lobte ironisch meine »liebenswerte Unterlippe«. Ich nahm mir vor, mit ihm noch sehr viel länger als mit allen andern nicht zu sprechen, nämlich gar nicht mehr.

Meiner Freundin muß ich aber geheimnisvolle Andeutungen gemacht haben, denn sie befürchtete stets das Schlimmste von meiner Seite. Nichtsdestoweniger stand sie bedingungslos zu mir. In meiner Gegenwart zügelte sie ihre eigenen Leidenschaften, plapperte um so harmloser durch den Tag und entschärfte so nach Kräften meine vulkanische Stimmung. Sie übernahm auch die Unterhaltung mit meiner Großmutter, die von dieser streng eingefordert wurde, oder teilte mit, was ich mitzuteilen hatte, aber nicht herausbrachte, zum Beispiel, daß ich nicht am Abendessen teilnehmen würde, weil ich die kauenden Münder meiner Angehörigen nicht ertrug; aber das sagte sie natürlich nicht, aber ich sagte es ihr. Umgekehrt versuchte ich sie ausgerechnet mit dem betreffenden Vetter zu verkuppeln. Ich lud sie ein, wenn er zu den Semesterferien zu uns nach Hause kam, machte sie zu seiner Tischdame, wo immer es etwas zu feiern gab, putzte sie heraus und schleppte sie sogar zu einem Maskenball im katholischen Jugendheim, für den ich sie in einen indischen Sari kleidete, den mir der Vetter von einer seiner Reisen mitgebracht hatte. Ich sagte ihr auch, worüber sie sich mit ihm unterhalten konnte, zum Beispiel über Indien.

5 Vorboten der Abnabelung

Im Religionsunterricht hatte ich gelernt, daß der Geist groß, aber unfruchtbar sein kann. Manch einer hatte sein Leben vergeblich mit Denken verbracht. Ich war klug und katholisch, ich konnte mir nicht vorstellen, daß man von seinem Verstand getrennt sein und ebensowenig, daß man ihn nicht frei gebrauchen konnte. Fruchtlos bedeutete das Gegenteil von frei, frei bedeutete, in der Wahrheit sein, wie ein Fisch im Wasser; denn die Wahrheit war das natürliche Milieu der Freiheit.

Der Satz war übrigens nicht umkehrbar, da drohte wie gesagt Unfruchtbarkeit. Du mußt wissen, wo du hinwillst, sonst kommst du nicht an. Du kannst auch nicht wie die Protestanten sagen: Such Gott. Der Mensch ist doch kein Hund. Der Mensch lebt mit Gott, er sucht ihn nicht. Mit Gott ringen war ein durch und durch protestantisches Bild, ich sah es vor mir und konnte nicht verstehen, daß die Protestanten sich nicht genierten; das konnte doch unmöglich Gott sein, mit dem sie rangen. Auch weglaufen war protestantisch, siehe Jona. Als Katholik konnte ich nicht weglaufen, was die Sache fatal und in gewisser Weise beängstigend machte. Zweifeln, diese protestantische Art, schlechtgelaunt zu sein, hieß an Gott zweifeln; kein Wunder, was die schlechte Laune betraf, auch die miese Aura dessen, der zweifelte. Wenn ich an jemandem zweifelte, dann an mir; ich hoffte, Gott möge mich auf die Höhe meines Verstands bringen. Auf der Höhe meines Verstands würde ich begreifen, daß er mich unmöglich rufen konnte, er würde es nicht übers Herz bringen. Oder aber ich würde mich nicht länger sperren, dann brauchte er mich nicht zu rufen. Es würde Friede sein, obwohl ich mir das nicht vorstellen konnte. Verstand und Einfalt, wie sollte das zusammengehen, wo blieb da die Freude?

Ich hätte auch als Protestant geboren werden können; wenn man die Diaspora bedachte, in der ich lebte, war die Wahrscheinlichkeit groß, wenn auch die Vorstellung absurd. Ein Glück war es für mich, daß es nicht dazu gekommen war, aber ein Glücksfall war ich auch für die Kirche, die sich ihre Schäfchen nicht aussuchen konnte, in der Diaspora schon gar nicht. Sie mußte mit dem vorliebnehmen, was übrig blieb, denn die Tonangebenden waren nicht nur samt und sonders evangelisch, sondern verstanden es auch in ihrem cliquenhaften Verstand, Klugheit gerade immer so zu definieren, daß die katholischen Kinder rechts und links von der Definition herunterpurzelten; mal waren sie zu lustig, um mit dem gebührenden Ernst bei der Vokabelsache zu sein, wenn auch im Finden unkonventioneller Mathelösungen genial, mal zu sehr in häusliche Pflichten eingebunden und konnten vor lauter Geschwisterhüten ihre Hausaufgaben nicht machen. Wieder andere waren familiärem Unheil ausgesetzt, die Mutter starb; ein Unglück, so altertümlich, riesengroß, daß die Kirche selbst die Oberaufsicht übernehmen mußte. Der Mann wurde nach gebührender Zeit mit einer neuen Frau versehen, die kleine Tochter bei den Verwandten der verstorbenen Frau untergebracht, meine Freundin ins Internat gesteckt, ich verlor sie aus den Augen. Um katholisches Leben ohne die Einschränkung des Besonderen zu erleben, hätten wir über den Zaun blicken müssen, nach Köln. Was an den Karnevalstagen zu uns herüberdrang, erschien mir aber als eine Beleidigung für jeden denkenden Menschen, nicht als ein Rückfall in die Barbarei, dann wäre es ja echt gewesen, vielmehr als eine höchst unnötige und peinliche Entgleisung. Ob es Katholizismus sans phrase, katholisches Leben, wie der Pfarrer sagte, etwa nur in den Heiligenlegenden gab? Ich dachte an die Hl. Elisabeth, die kleine Bernadette und so fort, nicht unbedingt an die Märtyrer, aber auch die lebten das Katholische ja vor, und vielleicht dachte ich ausdrücklich an sie. Ums Exempel ging es, um die Frage, wie ich meinen Verstand, den ich ohne allzu großen Protest meiner Mutter auf meinen Vater zurückführte, für Gott einsetzen konnte. Der Rest war bekannt, er war sozusagen evangelisch.

Ich hatte den Eindruck, daß die echten Katholiken von mir ferngehalten wurden, jagte ich doch meinem Verstand nach und sollte ihn mir nicht verderben beziehungsweise niemanden damit anstecken. Aber durch den Leichtsinn meiner einfältigen Tante erfuhr ich, daß der Sohn einer gutkatholischen, noch dazu angesehenen Familie den Priesterberuf anstrebte. Er hatte den Sprung aus dem Raritätenkabinett der Diaspora hinaus in den breiten Schoß der alleinseligmachenden Kirche geschafft; er würde nach Rom gehen. Nicht allzu lange, und er würde hier bei uns seine Primiz feiern, die Pfarrkirche ehrend, aus der er hervorgegangen war. Ich beschloß, mich, ehe es zu spät war, in ihn zu verlieben, kannte ihn aber nicht; etliche Jahre älter als ich, fiel er aus meinem Bezugssystem heraus. Dazu erfuhr ich, daß meine Schwester bereits seit längerem in ihn verliebt war und mir nichts davon gesagt hatte. Sie wußte, daß er engelsschön war. Kann sein, daß ich ihn einmal sah, kann auch nicht sein; wenn er schön war, war er für uns bestimmt. Letztendlich trübte die Tatsache seiner Berufung mein Auffassungsvermögen, flocht Diverses ein, was ich nie erlebt hatte, ließ anderes im Dunkeln. Ganz deutlich wurde er mir nicht. Seine Eltern, ein »bescheidenes Lehrerehepaar«, »Flüchtlinge wie wir«, – soviel hörte ich von meiner Tante oder meiner Großmutter, die manches wußten, von dem meine Eltern keine Ahnung hatten, aber gern damit hinterm Berg hielten – besaßen Bienen. Sie machten Honig. Da es das einzig Besondere war, was ich von ihnen wußte, führte ich die Berufung des Sohnes darauf zurück. Mein Vater hatte keine Bienen. Er war unruhig, nicht bodenständig. Er verfügte nicht über solide Kenntnisse der Natur, solche, die es erlaubten, mit ihr zu paktieren. Auch er hatte mit der Natur zu tun, aber der Umgang erforderte Spezialkenntnisse, die sich beliebig vertiefen ließen und von ihr wegführten, auch wenn mein Vater, wie die Leute sagten, dem Leben so nah wie möglich war; dem Tod übrigens auch.

6 Fortsetzung der Vorboten

Gott war unberechenbar. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte man gesagt: launisch. Da er Gott war, hätte es heißen müssen: unbekannt. Für meinen protestantischen Vater bedeutete das: ungewiß. Unmöglich, eine Aussage über Gott zu fällen, ohne zugleich seine Existenz in Frage zu stellen. Wenn er schwer vernehmbar war, dann womöglich, weil es ihn nicht gab. Wenn man ihn denn vernahm, konnte man ihn sich immer noch einbilden. Gott anflehen, wie es in meiner Religion hieß, daß der Kelch an einem vorübergehe, endete womöglich im Paradox; man bat ihn, nicht zu existieren. Wenn der Kelch vorüberging, würde ich nicht erleichtert aufatmen und glücklich in die Marienandacht gehen können, ich hätte mit der Kirche gebrochen!

Ich wünschte, mein Vater hätte Honig gemacht wie diese mir ganz unbekannten Leute, deren »einziger Sohn« Priester wurde. Mein Vater hatte ein produktives Verhältnis zu seinem Handwerk, aber nicht zur Natur. Techné war das Zauberwort: Die Griffe mußten sitzen, dann war er in Übereinstimmung mit sich und der Welt, wußte wieder, warum er Medizin, nicht die Laufbahn des Studienrats gewählt hatte wie sein Vater und Großvater; hier gab es techné, dort nichts als Worte. Worte goß er über seine Kinder aus wie weiland Gott. Die Kenntnisse behielt er für sich. Seine Kunstfertigkeit verbarg er nicht nur vor unsern Augen, sondern auch hinter einer stupiden Ungeschicklichkeit in allem, was den Umgang mit der Technik, den Gebrauch seiner Hände betraf. Er konnte die »hohe Zange« anwenden, eine »manuelle Drehung« vornehmen oder mit einem einzigen lebensrettenden Griff ein Kind aus dem Mutterleib befreien. Aber eine richtige Zange hätte er nicht in die Hand genommen, konnte die unterschiedlichen Werkzeuge auch nicht unterscheiden und wußte kaum, daß man einen Nagel mit dem Hammer einschlug und mit der Zange zog. Eine unterwürfige Verehrung hatte er für den Handwerker, der ins Haus kam, folgte ihm Schritt auf Tritt, um ihm bei seinen magischen Handlungen zuzusehen, trank hinterher Kognak mit ihm, so als hätten sie gemeinschaftlich das Schwierige vollbracht. Selbst hätte er nicht einmal eine Glühbirne in die Fassung geschraubt, er hätte einen Schlag kriegen können. Wenn wir an einem Unfall vorbeifuhren, betete er zum Himmel, daß bereits ein Arzt vor Ort war und er sich der ungewissen Situation nicht stellen mußte. Wir verstanden nicht, warum er sein Talent versteckte. Wollte er unerkannt bleiben? Hatte er – Angst? Angst war sein Lieblingswort, aber wir glaubten sie ihm nicht. Er war unerhört klug, er konnte keine Angst haben. Bestimmt wollte er etwas anderes damit ausdrücken. Uns kam es so vor, als verweigerte er uns den Zutritt zu seinem Reich, das auf Kompetenzen gebaut war und ohne Kompetenzen logischerweise nicht existierte. Baut ihr euer Leben auch auf Kompetenzen auf, war seine Botschaft, dann reden wir weiter. Kompetenzen, behielt ich davon, waren nicht kommunizierbar. Ich war entschlossen, Kompetenzen zu erwerben, lange bevor ich wußte, welche.

Leider hielt mein Vater auch mit seinen gesellschaftlichen Kompetenzen hinterm Berg. Dabei rühmte er sich ihrer, wenn er davon berichtete, zitierte sich auch, worüber seine Frau nachsichtig lächelte. Wir Kinder fanden es peinlich. Zu deutlich war, daß er seinen Reichtum vorführen, nicht mit uns teilen wollte. Wir hätten das gar nicht gewollt – hatten wir doch von ihm gelernt, daß Gesellschaft nicht Familie war, in dieser wurde echt, in jener falsch gespielt –, aber daß er die Zuneigung auf uns umlenkte, daß man um uns warb wie um ihn, daß man uns anerkannte und liebhatte; daß wir nichts falsch machen konnten. »Das ist nicht der Rede wert«, sagte er, wenn wir nachhakten, und bot uns Benimmregeln an, deren haltlose Servilität uns abstieß und die er unmöglich ernst meinen konnte. Solch himmlische Verehrung, wie sie ihm zuteil wurde, erstritt man nicht durch eilfertiges »Gnä’ Frau!« und heftige Verbeugungen. Unsere Mutter an der Vertrautheit teilhaben zu lassen fiel ihm bereits merkwürdig schwer. Wie sie halb bitter, halb lustig bemerkte, war er der Himmel für die andern, bloß nicht für uns. Hier war er schwermütig, dort sprühte er vor guter Laune, in seiner Gegenwart konnte man nicht schwermütig sein. Ihm standen daher alle Türen offen, aber uns öffnete er nicht eine einzige. Dabei hätten wir von ihm erwartet, daß er sie für uns eingetreten hätte. Das wäre Mannesarbeit gewesen, und nicht auf fremden Schwellen stehen, die eine Hand am Türknopf, die andere mit dem Zündschlüssel spielend, und konversieren!

Das eine oder andere Mal hatte er es sogar versucht, aber er mußte es ungeschickt angefangen haben, oder er ging von falschen Voraussetzungen aus, jedenfalls war es schlecht ausgegangen. Eine Klassenkameradin lud mich widerwillig zu ihrem Geburtstagsfest ein. Ihre Mutter fühlte sich meinem Vater verpflichtet und hatte die Tochter genötigt; in meiner Hörweite beschwerte sie sich bei ihren Freundinnen. Ich blamierte mich, es hätte nicht schlimmer kommen können. Beim Versuch, ein Törtchen, das ich unter anderen Umständen aus der Hand gegessen hätte, mit der Kuchengabel zu zerkleinern, sprang es in die Tasse, und der Kakao ergoß sich über das kostbare Tischtuch. Es gab nichts zu vertuschen: das Törtchen schwamm in der Tasse. Alle sahen auf mich. Ich fühlte mich seltsam erleichtert. Da geh ich nie mehr hin, murmelte ich noch nach Jahren, wenn die Erinnerung an diese Szene mich heimsuchte.

7 Vorboten, Schluß

Die Primiz, von der mir meine Tante heimlich erzählte – »Wieso erzählst du ihr das«, hatte meine Mutter gesagt, »sie kennt ihn doch gar nicht.« –, fiel bereits in die Studentenrevolte, die mit meiner Immatrikulationsfeier ihren Ausgang genommen hatte, zufällig natürlich. Sie war ein Ereignis, wie es exotischer nicht gedacht werden konnte. Nicht nur war es dem Zeitgeist entschieden entgegen und erinnerte mich an meine quälende Vorgeschichte, die durch Geschichte abgelöst worden war, aber wiederum nicht durch meine eigene. Während ich mich auf meinem gewundenen Pfad zu einer imaginierten Vollkommenheit gequält hatte, war der Primiziant auf geradem Weg in den Priesterberuf gewandelt. Er war sich seiner Sache sicher gewesen, und so mußte es wohl auch sein, wenn man berufen war: daß man sich nicht ängstlich die Ohren zuhielt, und dann klangen sie noch und produzierten dieses und jenes Geräusch.

Nur eins fragte ich mich: wo dieser einzige Sohn frommer Eltern zur Schule gegangen war. Durch welche heidnische Institution hatte der Knabe seine Berufung geschleppt? Das Jungengymnasium war nicht bloß protestantisch wie nur etwas, sondern pflegte auch einen höchst unchristlichen Ton und war auf seine lieblose Atmosphäre geradezu stolz, hatte auch einige Wissenschaftler, Professoren von untadelig protestantischem Geist hervorgebracht, strenge Historiker zumal, aber doch keine Priester! Hatte der Junge in dieser Atmosphäre seine Berufung empfangen, oder war er ins Kölnische ausgewichen, eine gute Fahrstunde entfernt, dafür katholisch?

Ich hatte auch das eine oder andere versucht, um die katholische Hauptstraße zu finden. Die Niederlagen, die ich dabei erlitt, bescherten mir eine ähnliche Befriedigung wie die Blamage mit dem Törtchen. Der Besuch des Karnevalsballs im katholischen Jugendheim, wo ich meine Freundin mit dem Vetter verkuppeln wollte, gehörte dazu. Ich versuchte auch, Gipfel der Selbstverleugnung, eine Ortsgruppe im Heliandbund gebildeter katholischer Mädchen zu gründen. Ich wollte endlich das tun, was von mir erwartet wurde, die Initiative ergreifen und nicht länger grübeln. Aber hier rächte sich die Diaspora, die mir als Markt der Möglichkeiten angepriesen worden war. Das Feld war allzu überschaubar, ich kannte bereits das Personal, es waren meine Freundinnen oder meine Feindinnen, letztere ebenfalls potentielle Gründerinnen mit Führungsanspruch, denen wie mir die Herde der zu Führenden fehlte und denen ich bislang noch nie in die Quere gekommen war, aus Dünkel. Ich gab rasch auf und fragte mich nur, wieso der Gymnasialpfarrer, den ich mit Fragen nach dem katholischen Weg für Mädchen gelöchert hatte, über meinen Enthusiasmus von vornherein nicht begeistert gewesen war, warum ich ihm den Namen Heliand entreißen mußte, obwohl der für das katholische Prinzip der Gliederung stand, für Hochmut, nicht Demut. Er hatte sich gewunden und hätte das Gespräch lieber auf anderes gebracht. Ich hatte erwartet, daß er mir um den Hals fallen müßte, kam meine Frage doch dem Gang nach Canossa gleich. Aber er stellte sich taub. Nur widerwillig gab er den Namen der Organisation preis, die mir einen geordneten Platz im Haus der Kirche verschaffen würde. Ich staunte. So einfach war das? Der Rahmen war schon da? Ich hatte gedacht, ich müßte ihn eigens für mich erfinden. Hielt er noch mehr zurück? fragte ich mich. Oder mißtraute er meinem Eifer? Bedauerte vielleicht aus Herzensgrund, daß ich kein Junge war und der Priesterberuf mir nicht offenstand?

Ach, er kannte die Anzeichen der Abnabelung nur zu gut. Er war es leid. Nur widerwillig wechselte er ein paar Worte mit mir, stürzte sich sodann in eine angeregte Unterhaltung mit einer meiner Freundinnen, die ich zur Unterstützung mitgenommen hatte, eine ehemalige Klassenkameradin, die nach der Zehnten zur Sparkasse gegangen war und eine katholische Mädchengruppe mit derselben derben Mütterlichkeit führte wie früher ihre jüngeren Geschwister. Ich legte der Kirche meine ganze Person zu Füßen und wurde verschmäht. Sie gehörte fraglos dazu, war Dienerin und Führerin in einem, ein Glied der Kirche.

Ich verstand die Welt nicht.

Zu Exerzitien wechselte ich ins Kölnische hinüber, dahin, wo die Kirche Burgen und Klöster besaß, wo sie mit den Oberen tafelte und ihre Einkehrstätten den Komfort von Luxushotels hatten – was ich mir so darunter vorstellte –, wo Ordensleute nicht als einsame Rufer in der Wüste, sondern gleich gruppenweise, ihrer Natur entsprechend als Gattungswesen auftraten, wo es, wahrhaftig, Jesuiten gab! Einer von ihnen, der mich samt meiner erkrankten Gefährtin nach Hause fuhr, erklärte ich zum Abschied, die Exerzitien seien wie eine zweite Taufe gewesen. Er lächelte mich durch das Fenster seines Volkswagens wehmütig an, und obwohl er soviel jünger als der Gymnasialpfarrer der Heimatgemeinde war, auch viel unbefangener intellektuell, weniger sonderlich, erinnerte er mich an diesen. Er hielt unsere Begegnung für zufällig, und im Gegensatz zu meinem Geständnis für folgenlos. Mit einer alles andere als gekünstelten Herzlichkeit wandte er sich dann meiner Freundin zu, die die Suche nach dem katholischen Glück in eine Krise gebracht hatte. Bei aller Verleugnung, zu der ich fähig war und die alle Konkurrentinnen, alle Mitbewerberinnen im Handumdrehen ausschaltete: die liebevolle Hinwendung unseres Meditationsleiters zu ihr, die die Exerzitien aus gesundheitlichen Gründen hatte abbrechen müssen, drang zu mir durch. Da war kein Widerwille bei ihm im Spiel, kein fürsorgliches So-tun-als-Ob. Zuwendung regierte. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: es konnte kein Zweifel sein, der Nächste war sie, nicht ich. Für einen Moment, ehe ich die Kirche ganz und gar vergaß, glaubte ich zu begreifen, woran sie scheiterte: an ihrer Routine.

8 Ich bekomme eine neue Geschichte

Unbemerkt schlich sich in mein Leben eine zweite Realität ein, die nicht mich als Bezugsperson hatte, sondern ein kollektives Subjekt, dem ich lediglich eingegliedert war, deren Existenz aber meine bewies. Indem ich mir die neue Perspektive zu eigen machte, übte ich an mir selbst schnöden Verrat. Andererseits stellte sie einen fix und fertigen Erzählschatz dar, der Anekdotisches, Erlebnishaftes, unter Schlagworten Rubriziertes enthielt: »Wie ich mich einmal schämte«, »Wie mein Vater der Held des Tages war.« Auf einsamen Spaziergängen oder wenn ich nicht einschlafen konnte, griff ich in ihn hinein und holte das eine oder andere heraus, hauchte in leidenschaftlicher Erzählung dem Unvergänglichen neues Leben ein, erschöpfte darüber aber die Kräfte, so daß ich nur zu dem Schluß kommen konnte, diese unpersönliche Perspektive oder zweite Realität wäre mir über.

Was als Familienaperçu anfing, endete mit einer kapitalen Spaltung. Spaltend waren die Konventionen, und ich ein Teil von ihnen, so daß ich von ihnen reden muß, auch wenn ich es hier nicht bis zum »Ich« bringe und, wenn ich von »Wir« rede, mich wahrhaftig so fühle, als spräche aus mir ein anderer. Spaltend war auch mein Verstand; meinem Vater zufolge das Kostbarste, was ich besaß, mein Sein und Sollen. Unmöglich, ihn auf die Seite der Konventionen, ebenso unmöglich, ihn auf die Seite meiner Ängste zu stellen. Er war nun einmal das Sprachrohr des »Wir«, und er wollte beschäftigt werden. Er war ja auch gar nicht mein Verstand – »Gott hat dir Verstand gegeben«, sagte der Gymnasialpfarrer, »dein Verstand«, sagte bloß mein Vater –, sondern der Verstand, nichts Individuelles und schon gar nichts Persönliches.

In diesen Konventionen überdauerte ich. Es geschah ja so viel Unverdauliches. Was hätte mich aus der Hölle der Spielgemeinschaften befreit, wenn nicht die Pflichten? Was hätte mich über die Vertreibung durch die Nachbarskinder getröstet, wenn nicht die Tatsache, daß sie vielleicht frei waren in der Verfügung über ihren Besitz, ich aber nicht frei in der Verfügung über meine Zeit; schließlich mußte ich meine Kräfte entfalten und mich entwickeln! Meine Eltern ahnten von diesen Dramen nichts, und ich überlebte sie trotzdem. Ich ersparte ihnen die Kränkungen, die sie als ohnmächtiges Personal meiner inneren Geschichte ausgewiesen hätten; zu sehr war ich darein verstrickt, das Schuldgefühl verschloß mir den Mund. Auch meiner Schwester, der Mitbetroffenen, habe ich sie verschwiegen, teilweise mir selbst. Wenn es hart auf hart kam, wechselte ich auf die Seite der offiziellen Geschichte hinüber, wurde die Tochter meiner Eltern, die Schülerin mit der je und je besonderen Begabung, das Sprachrohr meines Vaters. Der Wechsel erzeugte eine kohärente Biographie, andererseits ein unterirdisches Leben. Sie beeinträchtigten einander, so daß das eine vom andern gewollt hätte, es wäre nicht da, hielten sich aber in Schach und brachten zuwege, was sonst niemand zuwege gebracht hätte, das Ausufernde zu begrenzen. Äußerlich war alles in Ordnung, wenn auch ein wenig langweilig. Nicht einmal die Schule wechselte ich, abgesehen von den Erfordernissen der Schullaufbahn, geschweige denn den einen oder andern Elternteil. Es kam auch kein Geschwister dazu, obwohl mein Vater eine Weile darum kämpfte; Kenntnis erhielt ich sehr viel später davon, in einer dieser Anekdoten, die Wichtiges preisgeben und nichts verraten. Umzüge führten in eine andere Straße, höchstens in die Nachbarstadt. Kein Unglück brach in mein Leben ein, das lediglich auf einer vorgängigen Katastrophe aufgebaut war, die von meinen Angehörigen mit Krieg und Vertreibung umschrieben wurde, deren seelische Folgen sie bei mir zu entdeckten vermeinten. Irgendwie muß ich gelebt haben, wenn auch in zugewiesenen Rollen, um mich betrogen und von mir befreit, beides mit Vorbehalt; noch war nicht aller Tage Abend. Von den besonderen Ereignissen sind mir die Reizworte geblieben. Sie kamen mir seltsam vor, weil sie das Besondere aus sich schöpften, nicht aus uns und schon gar nicht aus mir. Vater wollte die Baumblüte am Rhein sehen, und wir aßen Muscheln. Wir fuhren zu einem Flüchtlingstreffen; noch nie hatte ich meine Eltern so lebendig gesehen, so lustig, als junge Leute unter jungen Leuten. Fotos zeigen mich beim Kegelausflug mit Familie, beim Schlüsselblumenpflücken auf der Wiese, meine Haare haben die gleiche Farbe wie das Wiesenschaumkraut, das mich überragt, ein Blümchen bin ich unter Blumen. Obwohl wir Zugezogene waren, Menschen niederer Gattung, nahmen wir am Korso des alteingesessenen Schützenvereins teil. Wir warteten, bis die Wagen mit den Funktionsträgern, dem Ehrenpersonal an uns vorbeigezogen waren, und reihten uns hinten ein. Vater fuhr den geschmückten Volkswagen, den Nachbarsjungen hatten wir in einem Mercedes weit vorn in der Schlange entdeckt. Er tat, als kennte er uns nicht, und wir, nach einem Blick auf seinen Vater, übersahen ihn ebenfalls; was hatten wir mit diesen Gespenstern in gedeckten Farben zu tun. Wir steckten in frischen Sommerkleidern und waren aufgekratzt, schließlich war das hier ein Korso, und wir wollten uns zeigen. Noch am Vortag hatten wir die Doktorspiele so weit getrieben, daß man uns die Schandtat hätte ansehen müssen. Von der Schwester war übrigens weit und breit nichts zu sehen gewesen. Indem sie so tat, als existierte sie nicht, lockte sie uns in die Tiefen des Gartens und inspirierte in effigie unsere Spiele, gab ihnen die nötige Hast. Nur wenn es um die Kirschen ging, tauchte sie auf, blickte auf die Früchte in unseren Händen und lächelte verächtlich. Auch im Mercedes sah ich sie nicht. Wahrscheinlich hatte sie doch einen Verlobten.

Manchmal breche ich unter der ungewohnten Leichtigkeit des Lebens zusammen und lande schluchzend in Vaters Armen, weil wir keine Einkehr im Gasthof gehalten haben, am Rummelplatz vorbeigefahren sind, oder jemand hat auf meine Schlüsselblumen getreten. Wer weint? Das neue Ich oder das alte? Weine ich um mein altes Ich? Meine Verwandten schoben es auf die Flucht. Mein Vater hätte sich für mich eine Therapie gewünscht.

9 Fortsetzung

Eine Verdüsterung wollten meine Eltern schon sehr früh bei mir festgestellt haben, lange bevor ich mich an der Interpretation beteiligen konnte. Nach den Erzählungen meiner Großmutter war ich ein Wonneproppen gewesen, ein strahlendes Kind, anhänglich gegenüber denen, die mich liebten. Wenig später war die Wende eingetreten, an die sich niemand genau erinnerte, die aber eine Abwertung meiner früheren Beziehungen zur Folge hatte. Aus dem zutraulichen, wenngleich von unnötigen Ängsten geplagten Kind war ein verstocktes junges Mädchen geworden, in dem Dünkel und Verstörung eine undurchschaubare Verbindung eingegangen waren, deren Auflösung nur von der Zukunft erhofft werden konnte.

Damals entstand auch jene übertriebene Bindung an die Eltern, die die übrigen Verwandten in den Untergrund verbannte, wo es verdorben roch wie an der Stelle, die wir Kinder nicht einmal bei uns selbst anzufassen uns getrauten und nur ohne hinzugucken wuschen. Dort hausten auch die früher über alles geliebten Manen, Marktfrau, Milchmann, Messerschleifer und so weiter sowie die kinderlosen Nachbarn, die mich ins Herz geschlossen hatten und die ich regelmäßig aufsuchte und mit denen ich schäkerte, obwohl sie mißtrauisch und unansehnlich waren, schwarze Mitesser auf der Nase hatten und nach Harnstein rochen, mit Vorliebe dicke Bohnen aßen, Saubohnen, die wir, der Name sagt es, ans Vieh verfüttert hätten, hätten wir nur welches gehabt. Ihm hatte ich zärtlich die fettigen Haare gekämmt, sorgfältig die auseinanderfallenden Strähnen geteilt, während seine umfängliche Frau mit breiten Beinen unter der bequemen Schürze über dem Eimer Saubohnen pulte. Diese Tätigkeit war ihr nicht äußerlich gewesen, und sie dachte dabei auch an nichts anderes, so wie das in meiner Familie üblich war, an Abwesendes, Aufgegebenes, Aufgehobenes, auch nicht an die eigene Vereinzelung und Besonderung, die undefinierbare Mischung aus Niederlage und Auserwähltheit, die uns kennzeichnete. Später verstand es sich von selbst, daß man fremden Männern nicht die Haare kämmte, daß nur ordinäre Frauen Gallenkoliken bekamen, weil sie mit der Krankheit, nicht gegen sie lebten, was seinen höchsten Ausdruck darin fand, daß sie sich, ächzend unter den vorausgefühlten Schmerzen, an die Zubereitung eben jener Speisen, Saubohnen und Gepökeltes, machten, die sie Stunden später hervorrufen würden. Ich wußte, daß man besser kein Tier hatte, auch wenn der Dackel der Nachbarn reizend war, weil der vertraute Umgang mit ihm nicht nur von Höherem ablenkte, sondern auch den Urgrund aufrührte, wo sich Mensch und Tier teilten. Ich hatte den Dackel mit demselben Kamm wie sein Herrchen gekämmt, meine Eltern schüttelte es bei dem bloßen Gedanken. Seitdem mehrere Fälle von Kinderlähmung aufgetreten waren, mußten wir unsere Hände mit Sagrotan reinigen, und ich strähnte den Hund und den Nachbarn! Wußte man so genau, welche Parasiten sich im seidigen Fell des Hundes beziehungsweise im fettig glänzenden seines Herrchens verbargen und ob die Empfindungen, die sie bei dieser Prozedur hegten, so harmlos waren, wie ich behauptete, und der unberechenbare Dackel nicht in einer seiner Übersprunghandlungen nach mir schnappen und der Nachbar, wenn seine Frau zu einem ihrer zahlreichen Arztbesuche unterwegs war, nicht ein gleiches tun würde? Einmal hatte mich eine Wespe, nachdem der Dackel sie im Spiel auf den Boden geschleudert hatte, in die nackten Fußsohle gestochen

Meine Eltern wurden Lichtgestalten, in dem Maß, indem ich mich der Kloake entfremdete. Sie waren die einzigen, die es mit den Kindern aus dem vornehmen Garten aufnehmen, überhaupt mit Spielkameraden konkurrieren konnten. Spielen war herrlich; zu den Eltern laufen, mit ihnen etwas vorhaben, ihre Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch nehmen dürfen, sich mit ihnen in der Intimität des Wohnzimmers an einen Tisch setzen oder auf dem Teppich herumbalgen nicht weniger. Mit den Eltern konnte man spielen, während man mit der Nachbarin und ihrem Mann sowie dem Dackel nur aufräumen, kochen, essen konnte. Letzteres durfte ich nur gelegentlich, das war ja beinahe so, als wäre ich dort Kind gewesen, und gar nicht daran zu denken war, daß ich bei ihnen schlafen oder gar, Gipfel imaginierter Glückseligkeit, sie auf ihrer Sommerreise ins Allgäu hätte begleiten dürfen. Ihnen allen gegenüber hatten meine Eltern den zauberhaften Vorteil der Jugend und den noch unausgeloteten Vorteil der Bildung. Weil mein Vater später, als wir auf der Straße Federball und bei den Nachbarn Tischtennis spielten, sich nach der Arbeit zu uns gesellte und eine Runde mitspielte, war er bei den Jugendlichen hochgeschätzt. Klaglos überließen wir ihm den Schläger und fühlten uns in dem Moment als sein Platzhalter, sein Stellvertreter.

Am Sonntagnachmittag spielten die Eltern mit uns ein nutzloses, aber durch ihre Gegenwart geadeltes Spiel, das unseren Verstand trainierte und ihre Glorie vergrößerte. Wenn dann mein Vater ans Telefon gerufen wurde und das Spiel unterbrach, uns aber zum Weiterspielen aufforderte, auch dem Opa oder der Tante seine Karten übergab, verloren wir prompt die Lust; wir fühlten uns betrogen. Hatten die Eltern nicht soeben noch so getan, als wäre mit uns zu spielen das Beste, was ihnen am Sonntagnachmittag passieren konnte? Mit Stentorstimme meldete sich der Vater am Hörer – um die eigene Unlust zu überwinden, wie er uns glauben machen wollte – und stürzte sich in die Unterhaltung, als empfände er den Anruf als seine Rettung und hätte ihn womöglich bestellt. Wir sahen ihn nicht gern als willenlosen Partner eines anderen, von dessen Mediokrität wir im vorhinein überzeugt waren, vermißten auch den klitzekleinen Hinweis darauf, daß er im Augenblick keine Zeit hatte, er spielte ja schließlich mit uns. Das war im übrigen der Unterschied zwischen meinen Eltern und der früheren Nachbarin, die außer ihrer geliebten Patience zwar kein einziges Spiel kannte, aber die hätte sie nie unterbrochen, und sie spielte sie ja auch nicht meinetwegen, sondern ihretwegen; ich durfte ihr bei ihrer Lieblingsbeschäftigung lediglich zusehen. Anzeichen tiefer Verstimmung oder beginnender Gallenkolik war es denn auch, wenn sie die fettigen Karten seufzend wieder einsammelte. Sie hatten ihren Dienst versagt. Was würde noch passieren?

Allein spielten wir bis zur Erschöpfung oder bis wir unterbrochen wurden. Unser eigenes Spiel war purer Ausdruck von Leben, das mit Vater und Mutter ein Fest. Wir Kinder waren das Glück unserer Eltern; um das zu bekräftigen, holten sie uns von unseren und sich im übrigen auch von ihren Beschäftigungen weg und spielten mit uns. Anderer Kinder Eltern gingen dagegen gleichmäßig und gleichgültig ihren erwachsenen Zwecken nach; ungestört lebten ihre Kinder ihr Leben.

10 Ich bekomme eine Identität

Von meiner angeblichen Intelligenz hatte ich wenig. Ich vollbrachte zwar gelegentlich Erstaunliches – öfter auch nicht –, aber das erstaunte mich nicht weniger als die andern. Wegen des eklatanten Mangels an Urteilsfähigkeit kam ich auf den Verdacht, ich könnte ein Genie sein. So hätte ich doch wenigstens einen Begriff gehabt, auch wenn ich für mich die stoische Balance vorgezogen hätte und alles, was für genialisch gehalten wurde, im Grunde lächerlich fand. Ob die Symptome paßten, konnte ich dabei gar nicht sagen. Wenn Genie die Steigerung der ganzen Person bedeutete, dann vermißte ich bei mir das personale Element. Wenn es aber den grandiosen Selbstverlust meinte, dann vermißte ich den Sinn; wofür sollte das gut sein. Andererseits lauerte hier die eigentliche Gefahr. Je mehr ich über die Sache erhaben war, desto sicherer würde sie mich ereilen. Das war im Prinzip nicht anders als bei der Berufung in den heiligen Stand der Nonne; je mehr ich mich fürchtete, desto eher würde ich berufen werden.

Ich versuchte es ein Weilchen mit dem Genie und ließ unter seinem Namen auch noch die Reste an vernünftiger Selbsteinschätzung fahren. Gelegentlich produzierte ich ein Gedicht und schickte es an die Redaktionen, nur um herauszufinden, ob es für genial erachtet wurde. Man antwortete mir nicht einmal. Ich war in Grund und Boden zerstört, zugleich befriedigt, so als hätte ich recht gehabt. Hatte ich nicht einen Zipfel der Realität erhascht, und teilte ich nicht das vernichtende Urteil? Hätte mir jemand für das Machwerk auch nur einen Pfifferling geboten, mein ganzes Streben wäre absurd gewesen. So war ich durchgefallen, und das tat weh, aber die Wirklichkeit hatte bestanden. Deshalb war auch nicht ich, lediglich die seltsame Karikatur von mir abgelehnt worden, die ich probeweise als Genie bezeichnet hatte.

Ich begann an einem neuen Zusammenhang zu bauen, gegründet auf den Verstand. Es ging nicht länger darum, ihn unter das Joch meiner kleinen Person zu zwingen, sondern ein würdiger Teil des allgemeinen Verstands zu werden, mochte das Persönliche dabei Federn lassen. Mit dem Verstand hatten meine Eltern mich förmlich imprägniert. Er war mein Schutz und Schirm, außerdem der Stellvertreter ihrer höheren Absichten. Sie konnten ja nicht immer bei mir sein; je mehr sie sich um mich sorgten, desto weniger waren sie da. Die Anverwandten kümmerten sich zwar um mein leibliches Wohl; besser, als meine Mutter das je gekonnt hätte. Für das geistige mußte ich selbst sorgen. Es dauerte nicht lange, bis ich den Verstand gegen alle in Anschlag gebracht hatte, die mich mit Liebe umgaben. Ich konnte mittlerweile ausgezeichnet analysieren, mich ebensogut wie andere; da war kein Halten, die Wahrheit ging vor. Meine Eltern nahmen den ketzerischen Gebrauch, den ich von meinem Verstand machte, gelassener auf, als ich es ihnen zugetraut hätte; auf diese Weise wußten sie doch wenigstens, daß ich mich entwickelte. Auch meine Schwester wurde rebellisch und ging unerschrockener als ich dabei vor. Ich trug eine innere Schwäche mit mir herum, die hatte sich der Verstand auf eine seltsame Weise zunutze gemacht. Alles konnte immer auch genau andersherum sein; er ließ sich nichts vormachen. Unbeeinträchtigt von allen Zweifeln, für die ihre Intelligenz ihr hätte Stoff noch und noch liefern können, probte dagegen meine Schwester den Aufstand.

Im gleichen Maß wie meine Fähigkeit zu analysieren wuchs auch die Notwendigkeit dazu. Ungelöst blieb der Zirkel, in den ich geraten war oder – um es so zu beschreiben, wie ich es empfand – dank des Zirkels, in den ich geraten war, eben der Zirkel. Ich bekam ein wütendes, von Bekenntnisdrang und perfekter Stummheit geprägtes Verhältnis zu den andern, und wie jeder halbwegs intelligente Mensch hing ich dem Glauben an, je mehr ich mich von ihnen unterschiede, desto sicherer wäre ich bei mir.

Die Tatsache meiner mitwachsenden Verstörung, die sogar anfing, meinen Eltern angst zu machen, hätte mir ein Licht aufstecken müssen. Aber da sie sich mit meinem Selbstfindungsbedürfnis amalgamiert hatte, sagte ich mir: Besser, du hast zuviel zu analysieren als zu wenig.

Viel Leid, viel Ehr.


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Quelle: http://www.ilsebindseil.de/txt/txt28.html.

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